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Wirtschaftspolitik

EIN JAHR FÜR PANAMA

Von  Rodrigo Sarmiento*

 

Panama fängt das Jahr als nichtständiges Mitglied des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen in Vertretung der Gruppe der lateinamerikanischen und Karibik-Staaten (GRULAC) an. Dieses Jahr beginnen auch die Ausbauarbeiten des Panamakanals.

 

Der Isthmus von Panama war schon in der Kolonialzeit von großer strategischer und wirtschaftlicher Bedeutung, da durch diesen der gesamte Warenaustausch zwischen Spanien und der Westküste Südamerikas erfolgte. Ein französisches Unternehmen begann 1881 unter der Leitung von Ferdinand de Lesseps (Erbauer des Suezkanals)  mit dem Bau des Panamakanals, um den Atlantischen mit dem Pazifischen Ozean zu verbinden. Große Schwierigkeiten ließen diese Unternehmung scheitern und die Firma ging Bankrott. Die Vereinigten Staaten von Amerika erkannten bald die wirtschaftliche und militärische Bedeutung, die ein Kanal dort haben würde und übernahmen so 1903 das Bauwerk. Das verursachte Panamas Trennung von Kolumbien, das gegen den Kanalbau war. Die USA erkannten im selben Jahr Panama als souveränen Staat an und sicherten sich als Gegenleistung die immerwährende Kontrolle über die Kanalzone. Der Panamakanal ging 1914 letztendlich in Betrieb.

 

Seitdem hat der Panamakanal eine große Rolle im internationalen Handel gespielt. Er bestimmte sogar die Baumaße der Schiffe, die sich jahrelang mittels des so genannten Panamax-Standard an den Dimensionen des Kanals orientierten.

 

Der jetzige Präsident Panamas, Martín Torrijos Espino (Sohn von  Ex-Diktator Omar Torrijos), wird als Nationalheld betrachtet, weil er es 1977 schaffte, den berühmten Torrijos-Carter Vertrag mit den USA abzuschließen, in dem die USA sich verpflichteten 1999 aus der Kanalzone zurückzutreten und die Verwaltung des Kanals Panama zu überlassen. So kam es das Panama den Kanal seit 2000 sehr erfolgreich durch die „Autoridad del Canal de Panamá (ACP)“ verwaltet.

 

Derzeit überqueren den Kanal 13000 Schiffe jährlich, Verkehr, was 5% des Weltseehandels entspricht. Eine Erweiterung des Kanals ist notwendig, um größere Containerschiffe des Typs Post-Panamax (mit einer Breite von mehr als 50 m) bedienen zu können. Der Ausbauplan sieht ein drittes Schleusenset vor, wobei jede Schleusenkammer 427 m lang, 55 m breit sein und einen Tiefgang von 18,3 m haben wird und bis 2014 fertig gestellt sein soll. Diese Erweiterung erlaubt die Befriedigung der jährlichen Nachfrage an Kanaldurchquerungen von den jetzigen 280 Mio. Tonnen Schiffslasten auf  510 Mio. Tonnen die für 2025 prognostiziert sind, was eine Erhöhung von 82% darstellt. Der Schätzwert der Kanalerweiterung beträgt 5250 Mio. US-Dollar.

 

Am 22. Oktober 2006 fand in Panama ein Referendum statt, indem die Panamaer über die Kanalerweiterung entschieden. Das Ergebnis war ein kategorisches JA für den Ausbau mit 78% der Stimmen, wobei man erwähnen sollte, dass die Wahlbeteiligung nur 42% betrug. Trotzdem war dies eine historische Entscheidung für die Zukunft Panamas.

 

Das Projekt der Kanalerweiterung wird ein bedeutsamer Multiplikatoreffekt für die ganze Volkswirtschaft Panamas haben. Der direkte Beitrag des Kanals an Panamas Wirtschaft betrug 2005 US$ 489 Mio., und mit der Erweiterung erwartet man, dass diese Summe auf mehr als US$ 4000 Mio. ansteigen wird. Die gesamten Einnahmen werden sich um ein Fünffaches von den aktuellen 1209 Mio. US-Dollar auf mehr als US$ 6000 Mio. steigern. Während der Umbauarbeiten werden zwischen 35000 und 40000 Arbeitsplätze geschaffen, der Tourismus, die Hotellerie und das Bauwesen werden auch stark davon profitieren. Es wird ein zusätzliches Wirtschaftswachstum pro Jahr im Ausmaß von 1,2% prognostiziert.

 

Die internationale Gemeinschaft erlebte voriges Jahr eine harte diplomatische Schlacht zwischen Venezuela und Guatemala, die sich als Nachfolger Argentiniens um einen Sitz als nichtständiges Mitglied beim Sicherheitsrat der Vereinten Nationen bewarben.

Diese Schlacht wurde durch die gespannten diplomatischen Beziehungen zwischen Venezuela und den USA bestimmt, wobei die USA ihren Einfluss ausübten, um Guatemala zu unterstützen. Nach 47 Abstimmungsrunden in der Generalversammlung der Vereinten Nationen ohne eine Entscheidung zu finden, tauchte Panama als Konsenskandidat auf und gewann letztendlich diesen Sitz. General Omar Torrijos bezeugte man eine große nationalistische Gesinnung und diplomatisches Geschick - Gaben, die sein Sohn Martín geerbt zu haben scheint, der jetzt mit viel Weitblick und Taktgefühl die Geschicke seines Landes lenkt.

 

* Magister der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften  (Volkswirtschaft)

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15. Jänner 2007

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